Was für ein Abend! So etwas gab es noch nie: Unter dem Motto böhmisch-mährisch trifft Rock und Pop veranstalteten die Musikvereine Hohenpölz und Zapfendorf ein Open Air von besonderem Ausmaß.
Drei Stunden Musik vom Feinsten, mehr als 650 begeisterte Zuhörer, 90 Musiker und Musikerinnen, jede Menge Technik, unzählige Helfer und ein Dirigent – das waren die Eckdaten für ein Konzert der Superlative. Alles stimmig – nur eines nicht: das Wetter. Für ein Event unter freiem Himmel ist man eigentlich auf trockenes Wetter angewiesen, doch leider waren die Vorhersagen nicht besonders günstig für den 16.8. Aber es wäre doch gelacht, wenn man nicht auch hierfür eine passende Lösung gefunden hätte: Kurzerhand ließen die Hohenpölzer ihr Kirchweihfestzelt eine Woche länger stehen, sodass die Besucher es in jedem Fall trocken und warm hatten. Doch wie kam es eigentlich zu dieser Zusammenarbeit der beiden Vereine? Das ist schnell erklärt: zwei Kapellen, aber nur ein Dirigent. Kein Problem für Daniel Dippold, der beide Orchester leitet und so die Kooperation initiierte.
Zunächst wartete vor dem Zelt jedoch eine eiskalte Überraschung. Der Musikverein Zapfendorf hatte im Vorfeld beim Facebook-Gewinnspiel von infranken.de 500 Kugeln Eis gewonnen, die zu diesem Anlass aus einem Eiswagen heraus kostenlos an die Besucher verteilt wurden.
Anschließend begrüßte im festlich geschmückten Zelt der 1. Vorsitzende des gastgebenden Vereins, Markus Schug, die Gäste und stellte dabei die Moderatorin des Abends, Andrea Oberle, vor. Ihre kurzweiligen Beiträge waren informativ und erheiternd. Nun spielte die Blaskapelle Hohenpölz, gekleidet in der Vereins-Uniform und präsentierten einen Querschnitt der böhmisch-mährischen Blasmusik. Vom Marsch, über die Polka bis hin zum Walzer war alles dabei. Ein besonderer Genuss waren sicherlich die beiden Stücke mit Gesang „Grüss Gott, ihr Freunde“ und „Abschiedsmelodie“. Aber auch die Solisten gaben alles, egal, ob an der Trompete, am Tenorhorn oder gar am Amboss, und begeisterten so das Publikum. Zum Abschluss des ersten Teiles wurde noch als Zugabe der „Böhmischen Traum“ gespielt, ein richtiger Kassenschlager unter den Polkas. Unter großem Applaus der Zuhörer verabschiedete sich dann die Blaskapelle Hohenpölz.
Im Rahmen des Konzertes wurde auch der langjährige Verdienst um den Musikverein und die Blaskapelle Hohenpölz von Georg Eisentraut gewürdigt. Der ehemalige Dirigent und jetzt aktive Tubist wurde für 17 Jahre Dirigententätigkeit geehrt und zum Ehrendirigenten ernannt. Auf einer Leinwand wurden Bilder des Geehrten gezeigt und in einem kleinen Film äußerten sich aktive Musiker über die Zeit unter und mit ihm.
Nach einer kurzen Pause startete dann das angekündigte Kontrastprogramm: Rock und Pop mit dem Musikverein Zapfendorf. Auch hier hatte Daniel Dippold, der ambitionierte Dirigent beider Orchester, der stets sicher und souverän die Musiker führte, ein interessantes und facettenreiches Programm zusammengestellt. In Schwarz gekleidet mit bunten Krawatten bzw. verschiedenfarbigen Blusen stellten hier die über 50 Musiker aus Zapfendorf auch optisch einen Gegensatz her. Und dabei gab es nicht nur Musik, sondern auch Show. Licht aus – Spot an, hieß es deshalb zu Beginn: Denn da standen die Schlagzeuger im Mittelpunkt, die nach dem Vorbild Phil Collins‘ mit fulminanten Solos die zweite Konzerthälfte eröffneten und auch zum ersten Stück „Phil Collins live“ überleiteten. Es folgte Hit auf Hit. Voller Spielfreude und hoch motiviert zeigten die Musiker, dass ihnen kein Rhythmus zu schwierig und kein Tempo zu schnell war. So konnte das Publikum die Hits von Herbert Grönemeyer mitsingen, zu Totos Highlights rocken und zu Santanas Melodien träumen. Im weiteren Verlauf genossen und bejubelten die Zuhörer das Beste von Queen, Michael Jackson, Van Halen, Kiss und den Rolling Stones. Ein Arrangement begeisterte Musiker und Publikum gleichermaßen: „Coldplay on Stage“. Besonders das darin verarbeitete eingängige und rhythmische „Viva la Vida“ brachte die Menge zum Toben. Und all das wurde jeweils begleitet von einer Präsentation sowie zu einer auf die Musik abgestimmten Licht- und Nebelshow.
Kurz nach 23 Uhr endete schließlich ein Abend, der sich durch ein einzigartiges Projekt auszeichnete. Was auf den ersten Blick unvereinbar schien, nämlich traditionelle Blasmusik und Musik aus dem Genre Rock und Pop, ergänzte sich gegenseitig und ließ die Besucher in wahre Begeisterungsstürme ausbrechen. Ein gelungener Abend mit Blasmusik, einmal völlig anders und doch gerade deshalb völlig überwältigend. Auch die Musiker selbst waren hin und weg von ihrer eigenen Leistung und der Resonanz des Publikums. Das ließ die vielen Stunden des Probens vergessen. Unter Standing Ovation forderten die 650 Zuhörer noch zweimal Zugabe vom Orchester aus Zapfendorf.